Dritte Ankündigung und Tagungsprogramm

 

 

26. Jahrestagung

der Gesellschaft für Psychohistorie und Politische Psychologie, GPPP

 

"Die Kinder der Kriegskinder"

 

Göttingen, 30. 3. - 1. 4. 2012

Beginn:  Freitag, 30. 3., 16:30 Uhr;   Ende:  Sonntag, 1. 4., 14:00 Uhr

Ort:  Universität Göttingen, Tagungszentrum an der Sternwarte, Geismarlandstr. 11

 

Zum Thema:

Die Mitglieder der Altersgruppe der heute 35- bis 55-jährigen haben die Gemeinsamkeit, dass ihre Eltern den Zweiten Weltkrieg als Kinder erlebt haben und damals häufig schwer belastenden Ereignissen ausgesetzt waren. In Bezug auf die "Kriegskinder" gibt es heute umfangreiche Erfahrungsberichte und Forschung. Welche Auswirkungen hatten nun die psycho-biografischen Besonderheiten der "Kriegskinder" auf ihre Nachkommen, die "Kriegsenkel"? Wie verliefen bei ihnen - im Vergleich zu anderen Generationen - die Loslösung vom Elternhaus, der Aufbau neuer Beziehungen und Bindungen, die Entwicklung von Persönlichkeit und Identität? Gab es eine transgenerationale Weitergabe von Traumatisierungen? Kam es zu einer Rollenumkehr gegenüber Eltern, die in bestimmter Weise selbst fürsorgebedürftig geblieben sind? Oder waren die Kinder besonders prädisponiert, selbst auch wieder zu "Opfern" zu werden (z.B. von Missbrauch) - ohne die Kraft, "nein" zu sagen? Haben die möglichen Belastungen aus der individuellen Familien- und Bindungsgeschichte der "Kriegsenkel" beigetragen zur vielfach konstatierten Unverbindlichkeit, Beliebigkeit und Verlorenheit in der Postmoderne? Wie wechselwirkt das innerfamiliäre Erbe der Kriegskind-Traumata mit den Einflüssen der fortschreitenden Ökonomisierung und Globalisierung?

Diese und ähnliche Fragen sind die Anregung für die Tagung. Wir möchten sowohl wissenschaftliche als auch eher erfahrungsbezogene und autobiografische Beiträge dafür gewinnen und unterschiedliche, multidisziplinäre Sichtweisen zusammenbringen.

Die Tagung ist mit Bescheid vom 16. 1. 2012 als Fortbildungsveranstaltung durch die gemeinsame Akkreditierungs- und Zertifizierungsstelle der Psychotherapeutenkammern Niedersachsen und Bremen anerkannt (30. 3.: 4 Punkte, 31. 3.: 9 Punkte, 1. 4.: 6 Punkte; gesamte Tagung: 19 Punkte).

 

Programm:

 

Freitag, 30. März 2012

 

16:30 Heike Knoch und Winfried Kurth

Begrüßung und Einführung

 

16:40 Bernd Nielsen

Begrüßung durch den Vorstand der GPPP

 

Sitzungsleitung: Bernd Nielsen

 

16:45 Almut und Michael Schneider

Vorstellung "Kriegsenkel e.V."

 

17:00 Anja Röhl

"Kinder der Kriegskinder - eine autobiografische Sicht"

 

18:00 Bettina Alberti

"Seelische Trümmer - Die Nachkriegsgeneration im Schatten des Kriegstraumas"

 

Samstag, 31. März 2012

 

Sitzungsleitung: Brigitte Demeure

 

09:00 Bernd Nielsen

"Karriere im Zeitalter der kontrollierten Apokalypse. Kriegsenkel als Akteure und Opfer der neoliberalen Realitätsverleugnung"

 

09:45 Sabine Bode

"Die Erbschaft Krieg - Warum Familienforschung die Nachkommen entlastet"

 

10:45 Pause

 

11:00 Gerhard Roese

"Dreißig Jahre Haft im falschen Film"

 

12:00 Roland Heinzel

"Destruktive Implantate des Krieges - Schmerz, Aggression und Scham"

 

12:45 Mittagspause

 

Sitzungsleitung: Winfried Kurth

 

14:15 Astrid von Friesen

"Der lange Abschied. Psychische Spätfolgen für die 2. Generation deutscher Vertriebener"

 

15:15 Dirk Schumann

Vorstellung des Graduiertenkollegs "Generationengeschichte"

 

15:30 Hagen Stöckmann

"Historische Perspektiven auf Trauma, Kindheit und Gewalt nach dem Zweiten Weltkrieg"

 

16:15 Pause

 

16:30 Kai Sina und Ingo Irsigler

"Entlastung - Abgrenzung - Verständigung. Modelle der Vergangenheitsbewältigung in deutschsprachigen Generationenromanen seit 1945"

 

Sitzungsleitung: Florian Galler

 

17:15 Arno Gruen

"Das gespaltene Bewusstsein: Empathie vs. Cognition"

 

18:30 Vernetzungstreffen von Kriegsenkel-Gruppen
 

18:30 (parallel) Mitgliederversammlung GPPP

 

Sonntag, 1. April 2012

 

Sitzungsleitung: Heinrich Reiß

 

09:15 Andreas Bachhofen

"Heile Welten - Der unbewusste Verzicht der Kriegsenkel auf ein eigenes Leben"

 

10:00 Anne Barth

"Schwarze Schafe finden zueinander - Selbstbehauptung und Solidarität über das Internetforum für Kriegsenkel"

 

10:45 Pause

 

11:00 Beate Mitzscherlich

"Gespaltene Erinnerung - Die Kinder der Kriegskinder in der DDR" (Vortrag ist ausgefallen)

 

12:00 Angela Moré

"War Opa doch ein Nazi? Die Flucht vor den Schatten der Vergangenheit und die Suche nach Unbeschwertheit"

 

13:00 Sabine Bode, Martina Fricke, Uwe Langendorf, Gerhard Roese

Moderation: Ludwig Janus

Podium "Abschied von 'Opferland' * - wie können transgenerationale Traumatisierungen überwunden werden?"

und Abschlussdiskussion (Ende ca. 14:00 Uhr)

* vgl. Walter Kohl, "Leben oder gelebt werden" (2011).

 

Tagungsprogramm "Die Kinder der Kriegskinder" als pdf-Datei

 

Abstracts und Kurzbiografien der ReferentInnen der Tagung "Die Kinder der Kriegskinder" als pdf-Datei

 

Wir bedanken uns herzlich bei allen TeilnehmerInnen, ReferentInnen und HelferInnen für die Mitwirkung an der Tagung!

 

Schriftliche Dokumentation:

Es wird die Möglichkeit bestehen, die Beiträge anschließend zu publizieren. Der Tagungsband erscheint als Jahrbuch für Psychohistorische Forschung, Band 13, im Mattes Verlag, Heidelberg.

 

Hintergrundmaterial:

Krieg verfolgt auch die "Friedensgeneration" (über A.-E. Ustorf)

"Wie vergangen ist der Krieg?" (Neue Osnabrücker Zeitung, 8. 5. 2010)

Rezension des Buches "Kriegsenkel" von S. Bode

Forum Kriegsenkel

kriegsenkel.at (österreichische Plattform für Kriegsenkel)

 

Stichworte: Kriegsenkel, Kriegskinder, Zweiter Weltkrieg, Generationen, Trauma, transgenerationale Weitergabe, Psychohistorie, Kindheitsgeschichte, Psychoklassen, Biografieforschung, Nationalsozialismus, Kriegstrauma, Holocaust, Verfolgung, Vergewaltigung, Flucht, Vertreibung, Nachkriegszeit, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Bindungsforschung, politische Psychologie, Zeitgeist, kollektive Stimmungen, Vergessen, Verdrängen, Idealisierung, Projektion, Schuldgefühle, Aufarbeitung, Generationenkonflikt, Zweite Generation, Parentifizierung, Opferrolle, Familienstrukturen, Gewalterfahrung, Missbrauch, Ost-West-Konflikt, Bindungsstörungen, Psychobiografie, alter ego, Neoliberalismus, Generationengeschichte, Vergangenheitsbewältigung, Familienforschung, psychische Spätfolgen, heile Welt, Opferland

 

Nachfragen bitte an Heike Knoch und Winfried Kurth,
Herzberger Landstr. 85, 37085 Göttingen;
e-mail wk(at)informatik.uni-goettingen.de.

 

Aktuelle Version dieser Webseite: 2. 4. 2012.