Autor: Robert Wolfram, Robert.Wolframweb.de
Juli 2002

1. Möglichkeiten und Instrumente der psychologischen Kriegsführung

 

 

-        wachsende Technologie erfordert erhöhte Beachtung der Psychologischen Kriegsführung in Vorbereitung, Durchführung und Planung zukünftiger US-Militäraktionen

 

-        bietet neue Möglichkeiten und Risiken für die USA und ihre Gegner

 

-        in jedem Konflikt wird psychologischer Kampf geführt

 

-        Meinungsbildung des Militärs und der Bevölkerung soll beeinflusst werden

 

-        Kampfbereitschaft verbündeter Nationen soll geweckt werden

 

-        Erhalt internationaler Unterstützung

 

-        Feindseite soll dazu bewegt werden, Kampfhandlungen einzustellen

 

-        Kampfbereitschaft feindlicher Truppen soll geschwächt werden

 

-        Soldaten sollen zur Kapitulation, Sabotage oder Desertion bewegt werden

 

-        Unterstützung der Bevölkerung soll gewonnen werden

 

 

 

2. Amerikanische und feindliche Erfahrungen mit Psychologischer Kriegsführung

2.1 Möglichkeiten Psychologische Kriegsführung durch die USA

2.1.1 Strategische Möglichkeiten psychologischer Kriegsführung: US-Luftangriffe auf strategische Ziele

 

-        ein amerikanisches Mittel für psychologische Beeinflussung sind Luftangriffe auf strategische Ziele

 

-        während des 2.Welt-, Korea-, Vietnam- und Golfkriegs wurde dieses Mittel genutzt

 

-        physische Macht des Gegners sinkt

 

-        Psychologisches Ziel: feindliche Führung überzeugen, dass sie einen hohen Preis zahlen müssen, wenn sie weiterhin die Friedensvorschläge der Alliierten ablehnen

 

-        Demoralisierung der Bevölkerung

 

-        strategische Bombardements sollten Bevölkerung ermutigten, gegen ihre Regierung vorzugehen

 

-        Sehr unrealistisch

 

-        Auch angesichts der großen Zerstörungen durch Luftangriffe in Deutschland, Japan, Nord-Korea und Nord-Vietnam stand die Mehrheit der Bevölkerung hinter ihrer Regierung

 

-        Ausnahme: Schiiten-  und Kurden-Aufstände im nördlichem Irak zum Ende des Golfkriegs

 

-        Amerikanische Versuche, das Kriegsende über Zerstörung militärischer sowie militärverwandter ziviler Ziele zu beschleunigen, waren erfolgreicher

 

-        Bsp. Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki

 

-        Auch Luftangriffe auf strategische Ziele in Jugoslawien beschleunigten das Ende des Konflikts

 

 

-        Erfahrungen zeigen, dass Regierungen bereit sind, Friedensangebote anzunehmen, wenn

 

-        die Niederlage unausweichlich erscheint

 

-        es unwahrscheinlich ist, dass Friedensangebote mit besseren Bedingungen vorgelegt werden

 

-        keine Aussicht auf eine effektive Verteidigung oder einem Gegenschlag auf strategische Ziele besteht

 

-        sie überzeugt sind, dass die Zerstörungen von bereits erfolgten oder drohenden US-Luftangriffen bedeutend höher sind, als die Kosten, die durch die Folgen des Friedensvertrags drohen (Reparationsleistungen)

-                 bedingungslose Kapitulationen gab es bislang nur, wenn die Führung, die den Krieg begonnen hatte, nicht mehr an der Macht war

 

 

2.1.2 Taktische Möglichkeiten Psychologischer Kriegsführung

 

2.1.2.1 PSYOP

 

-        mittels Rundfunkdurchsagen und Flugblättern Kapitulations-Aufforderungen verbreiten

 

-        soll Widerstand feindlicher Truppen brechen

 

-        weitere PSYOP messages, um einzelnen Soldaten zur Desertion, Sabotage oder Kapitulation zu bewegen

 

-        viele Kriegsgefangene erklärten, dass sie von US-PSYOP beeinflusst wurden.

 

-        Effektive Methode:

 

-        Soldaten überzeugen, dass die USA auf der "richtigen" Seite stehen

 

-        Gute Behandlung zusichern

 

-        Instruktionen: Wie, Wo, Wann ergeben

        

-        Geschichte zeigt: Anzahl Kapitulationen und Desertionen steigt nicht im gleichen Maß wie Qualität und Anzahl amerikanischer PSYOPs

 

 

2.1.2.2 Angriffe auf feindliche Truppen

 

 

-        Erzielen größten psychologischen Effekts

 

-        vergleichende Studie über psychologische Beeinflussung im Korea- Vietnam- und Golfkrieg zeigt drei Bedingungen, um Kampfbereitschaft in hohen Maße zu senken:

 

-        Truppen erleiden viele Niederlagen

 

-        Luft- oder Artillerieangriffe über einen Zeitraum von mehreren Wochen

 

-        Truppen sind von der Versorgung abgeschnitten (Nahrungsmittelknappheit)

 

 

-        Im Koreakrieg gab es eine hohe Anzahl von Kapitulationen feindlicher Truppen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten:

 

-        im Herbst 1950, der Rückschlag Nord-Koreanischer Truppen

 

-        im Frühjahr 1951, der Rückschlag chinesischer Truppen

 

-        Bei beiden Ereignissen waren die Truppen über längere Zeit auf dem Vormarsch

 

-        Auch im Golfkrieg trugen die 38 Tage intensiver Luftangriffe dazu bei, den Kampfgeist irakischer Truppen zu senken

 

-        Ca 160.000 Irakische Soldaten (ca 40%) desertierten

 

-        Viele der Verbliebenen erklärten nach Kriegsende, dass sie Vorbereitungen zur Flucht getroffen hatten

 

-        Jegliche Kampfbereitschaft fehlte: von 62.000 irakischen Kriegsgefangenen brauchten nur 640 medizinische Hilfe

 

 

-        Im Gegensatz dazu der Vietnamkrieg

 

-        Feindliche Truppen waren selten anhaltenden Luft- oder Artillerieangriffen ausgesetzt

 

-        Die meisten Truppen des Viet Cong und der Nordvietnamesischen Armee waren nur ein paar mal im Jahr in Kämpfe verwickelt

 

-        Viet Cong und die Nordvietnamesische Armee konnten sich nach Auseinandersetzungen in sichere Gebiete (Regenwald) zurückziehen

 

-        Verwundungen konnten auskuriert und die Moral wiederhergestellt werden

 

-      Aufgrund dessen konnten amerikanische und südvietnamesische Truppen niemals einen Bruch der feindlichen Moral verursachen

 

2.2 Möglichkeiten psychologischer Kriegsführung durch die Feinde der USA

 

2.2.1 strategische Möglichkeiten psychologischer Kriegsführung

 

-        Aufgrund fehlender Möglichkeiten eines direkten Angriffs auf die USA nutzen Feinde andere Möglichkeiten

 

2.2.1.1 größtmögliche Verluste amerikanischer Soldaten

 

-        Feinde der USA kalkulieren mit Umschwingen öffentlicher Meinung bei einer bestimmten Anzahl von Toten und Verwundeten

 

-        Schon Japan baute 1941 auf einen Umschwung der öffentlichen Meinung

 

-        sollte durch hartnäckige Verteidigung des Seegebiets realisiert werden

 

-        Mao Tse-tung hoffte, dass Stimmung bei 100.000 getöteten Amerikanern umschwingt (tatsächlich 150.000 getötete Amerikaner im Koreakrieg)

 

-                     vietnamesische Führung war überzeugt, dass der Krieg in Washington gewonnen werden würde (Studentenaufstände in San Francisco)

 

 

-        Auch Saddam Hussein wollte den Krieg über diese Taktik gewinnen

 

 

-        "Wir sind uns sicher, falls Präsident Bush einen Krieg gegen uns beginnt... wenn erstmal 5000 seiner Soldaten gefallen sind, wird er nicht in der Lage sein, diesen Krieg fortzusetzen." (Verluste: 126)

 

 

2.2.1.2 Täuschung und Propaganda

 

-        Das Hauptziel der Propaganda ist, amerikanische und ihre verbündeten Truppen zu überzeugen:

 

-        dass der Gegner im Recht ist und die Alliierten zu Unrecht eingefallen sind

 

-        dass die USA niemals gewinnen können, weil der Gegner niemals aufgeben wird

 

-        dass die Kriegsführung der USA "ungerecht" ist

 

-        klassisches Beispiel: Vorwürfe der Sowjetunion, Chinas und Nordkoreas

 

-        warfen USA biologische Kriegsführung während des Koreakriegs vor

 

-        Soldaten sollten mit Bakterien verseuchte Insekten und Muscheln in Korea ausgesetzt haben.

       

-        gefälschtes Videomaterial wurde zu amerikanischen Truppen geschleust, um Soldaten davon zu überzeugen und ihnen zu zeigen, dass ihre Regierung ihren Tod bzw. Schaden in Kauf nimmt

 

-        In Jugoslawien und Ruanda Nutzung von Medien, um ethnischen Hass anzuheizen

 

-      Endete in Ruanda mit Massenmorden an Tutsis

 

 

2.2.2 Strategische Möglichkeiten Psychologischer Kriegsführung

-        Soldaten mittels Rundfunk und Lautsprecherdurchsagen bzw. Flugblättern zur Desertion, Sabotage oder Kapitulation bewegen

 

       

2.2.2.1 Moralbildung und Moralerhaltung

 

-        Offiziere nutzen  positive und negative psychologische Beeinflussungen, um Soldaten vor Desertion, Sabotage und Kapitulation zu bewahren.

 

-      oft angewandte Methode: Furcht vor Haft

 

-        Drohungen über Misshandlungen und Exekution, wenn Sie in amerikanische Hände fallen

 

-        In Deutschland, Nord-Vietnam und Irak - Drohungen, dass  -Familien gefangen, misshandelt oder getötet werden

 

-        Offiziere versuchen, die Truppe gut zu überwachen, um zu verhindern, dass sie Flugblätter lesen bzw. amerikanischen Rundfunk hören

 

-        Offiziere und Unteroffiziere stecken auch viel Zeit und Anstrengung in die Erhaltung und Bildung der Moral

 

-        besonders im Korea- und Vietnamkrieg

 

-        kommunistische Führung veranlasste verstärkte Schulung der Dienstgrade

 

-        Soldaten gingen mit Begeisterung in den Kampf

 

-             "Kritik und Selbst-Kritik" Sitzungen wurden in regelmäßigen Abständen abgehalten, um Mängel in Moral

 

-                     jedes Soldaten aufzuspüren und zu beseitigen

 

 

-                     Führungen investieren auch in Bildung von Moral und Motivation der zivilen Bevölkerung

 

-        Medien nutzen, um Bevölkerung zu überzeugen

 

-        dass ihr Land auf der richtigen Seite steht

 

-        dass der Sieg sehr wahrscheinlich ist

 

 

-        Heldenhaftigkeit der Soldaten

 

-        Motive des Gegners werden denunziert