4. Speicher- und Austauschformate

Grundlegende Unterscheidung: Vektor- vs. Rastergrafik

Vektorgrafik (älteres Verfahren): basiert auf "Polylinien" (vgl. Pfade in PostScript), d.h. attributierte Geradenstücke. Vorteil: beliebig skalierbar (Ähnlichkeitsabbildung, vgl. scale in PostScript).

Rastergrafik: Einzelpunkte in regelmäßigem Gitter (meist Rechteckgitter), Speicherung in Form von Matrizen. Vorteil: Nähe zur Display-Hardware (CRT, LCD).

Skalierungsverfahren für Rastergrafiken:
Verkleinern: z.B. wähle nur alle Bildpunkte mit geradzahligem Indexpaar (problematisch)
Vergrößern: Setze alle Bildpunkte mit geradzahligem Indexpaar nach dem Original, andere Bildpunkte ergeben sich aus rechtem (in gerader Zeile) oder unterem (in ungerader Zeile) Nachbarn.

Þ Informationsverlust beim Verkleinern; beim Vergrößern kein Genauigkeitsgewinn.

Zur Farbspezifikation in Rastergrafik-Formaten:
Angabe der "Farbtiefe" in Bit pro Pixel.

Fotorealistische Bilder: 24 Bit pro Bildpunkt, d.h. je 8 Bit für Rot, Grün und Blau Þ 256 Rot-, 256 Grün- und 256 Blautöne Þ ca. 16,8 Millionen Farben (die aber alle im Gamut des Monitors bzw. Druckers liegen!). "True Color", kontinuierl. Farbverläufe.
Beispiel: (FF, 00, FF) = (255, 0, 255) = (R,G,B) ist Magenta.
(Zum Vergleich: Gleichzeitig auf dem Monitor sind bei einer Auflösung von 1024 x 1024 Pixeln ca. 1 Million Bildpunkte.)

Mittlere Qualität: 8 Bit pro Bildpunkt. Feste Zuordnung: 3 Bit für Rot, 3 Bit für Grün, 2 Bit für Blau Þ 256 feste Farben. Flexibler: variable Farbabbildung über 3-spaltige Color Lookup Table (CLUT) mit 256 Einträgen, editierbar. ("Pseudo-Color")

Geringe Qualität: 4 Bit pro Bildpunkt für Grauwertbilder (16 Graustufen), 1 Bit pro Bildpunkt für s/w-Bilder (Bitmaps).

Durch Rasterung können auch mit Bitmaps Grauwert-Eindrücke erzeugt werden. Beispiele:

Bild mit echten Graustufen (aus Dünnbier 2001)

Der menschliche Gesichtssinn kann ca. 60 Graustufen unterscheiden.

Alpha-Kanal: In einigen Anwendungen und Formaten werden True Color- (24 Bit-) Bilder mit einem zusätzlichen Byte codiert (d.h. mit 32 Bit / Pixel) – Information über die Transparenz im zusätzlichen Byte (nicht standardisiert).

Farb-Subsampling:
In den Farbmodellen mit Helligkeits-Koordinate (YIQ, YUV) wird oft die Farbinformation ungenauer gespeichert als die Helligkeit Y. Dafür werden die Farbwerte (I, Q) benachbarter Pixel zusammengefasst zu "Makropixeln". Z.B. Subsampling-Schema "4:2:2": Je zwei horizontal aufeinanderfolgende Farbinformationen werden zusammengefasst, auf 4 Pixel Luminanzinformation kommen je 2 Makropixel Farbinformation. 33 % des Speicherplatzes werden eingespart.

 

Bildkompressionsverfahren

(hier nur knapper Überblick, Kompression ist Thema der Bildverarbeitung)
Größe eines Bildes (oder einer Bildserie):
Breite x Höhe x Farbtiefe ( x Bilder pro Sekunde)
Beisp.: Film mit 320 x 200 Pixeln, 24 Bit Farbtiefe, Bildrate 25 Bilder pro Sek.: Datenvolumen von 4,6 MB/Sek. = 16,1 GB/h
Þ Datenkompression erforderlich.

Kompression: Entfernung von Redundanz

Redundanz durch:

2 Typen von Kompression:

Kompressionsphasen:
1. Vorverarbeitung (z.B. Reduktion der Farbtiefe, Subsampling; s.o.)
2. Diskrete Basistransformation (z.B. Kosinustransformation, s.u.; Wavelet-Transformation)
3. Quantisierung (Entfernung der als redundant betrachteten Anteile durch Rundungsoperationen)
4. Codierung

Bei verlustfreien Verfahren wird nur codiert.

Gebräuchliche Codierungsverfahren:

1. Lauflängencodierung (RLE: Run Length Encoding; auch VLC: Variable Length Encoding)

Wiederholtes Auftreten von Werten wird durch die Angabe der Häufigkeit ersetzt.
Beispiel: Das Windows-BMP-Format bietet zeilenweise RLE an.

Þ keine Kompression bei Vertikalstreifen.

2. Differenzcodierung (mit nachträglicher RLE)
einfachste Variante: Farbwerte von zwei Zeilen werden voneinander abgezogen. Hiermit würde auch bei obigem Bsp. a) eine Kompression erreicht.

3. Huffman-Codierung
Benutzt Statistik der Bilddaten.

4. Arithmetische Codierung
Variante der Huffman-Codierung, bei der Zeichen durch Intervalle reeller Zahlen codiert werden. Intervall-Längen nach Häufigkeiten gewählt.

Das Verfahren ist patentiert und darf nicht ohne Lizenzierung verwendet werden. Der Code nähert sich bei sehr langen Nachrichten einer optimalen Codierung.
In der Praxis werden binäre Gleitkommazahlen für obere und untere Intervallgrenzen verwendet und der obere Wert nach der ersten Stelle abgebrochen, welche vom unteren Wert verschieden ist.

5. LZW-Codierung (nach Lempel, Ziv und Welch)
(Varianten hiervon auch in PKZIP und GZIP.)
Prinzip: Codetabelle aus statischem und dynamischem Teil. Übertragen wird nur der statische Teil und der transformierte String; die dynamische Tabelle wird bei der Decodierung rekonstruiert. Bei der Codierung wird mehrfaches Auftreten von Teilstrings ausgenutzt.
Siehe Beispiel bei H. Rechner,
http://homepages.uni-tuebingen.de/student/horst.rechner/Ausarbeitung.html

 

Formate für den Austausch von Bilddaten

Links zu Spezifikationen: http://www.cica.indiana.edu/graphics/image_specs/

A. Vektorbasierte Dateiformate

1. HPGL (und HPGL2)
Hewlett Packard Graphics Language
Grafik-Sprache für Stiftplotter, max. 8 Stifte (d.h. 3 Bit Farbtiefe), ASCII-Dateien (einzeilig).
Befehlskürzel: z.B.
AA = Arc Absolute
AF = Advance Full Page
CI = Circle
PD = Pen Down
PU = Pen Up
PR = Plot Relative
usw., jeweils mit numerischen Parametern.

2. PostScript
(Adobe Systems Inc. 1982)
Seitenbeschreibungssprache mit voller Mächtigkeit einer universellen Programmiersprache
erlaubt auch Einbeziehung von Rasterdaten
- siehe Übung -

3. DXF
Drawing Interchange Files
(verwandt: DWF)
Transfersprache von AutoCAD (Firma Autodesk)
ASCII-Dateien aus 4 Sektionen:
Header Section – allgemeine Konfigurations-Spezifikationen
Tables Section – 6 Tabellen mit Spezifikationen zu Linienarten, Text-Styles, sichtbarer Ausschnitt, Benutzerkoordinaten-Umrechnung
Blocks Section – Blockdefinitions-Einträge für Gruppierungen (Blöcke) von Elementen
Entities Section – eigentliche Zeichenbefehle

Gruppen-Struktur der Datei: je zwei aufeinanderfolgende Zeilen bilden eine "Gruppe"; 1. Zeile: Codewort (pos. Integer), z.B. 10 = "x-Koordinate des Startpunkts eines Zeichenelements", 62 = "Farbnummer", 6 = "Name eines Linientyps". 2. Zeile: Parameter (Zahl oder Schlüsselwort).

4. CGM (Computer Graphics Metafile)
entstanden in Anlehnung an das Grafische Kernsystem GKS.
Aktuelle Version: Standard nach ISO 8632-1992.
ASCII-Dateien (aber auch Binärcodierung möglich).
Rahmenstruktur (Begrenzungselemente):
begin metafile
(Bilddatei-Beschreibungselemente)
begin picture
(Bild-Beschreibungselemente)
begin picture body
(Kontroll-Elemente)
(Darstellungselemente)
(Darstellungsattribute)
end picture
end metafile

Bilddatei-Beschreibungselemente: Identifikator, Festlegung des Datentyps (real oder integer) der virtual device coordinates (VDC), Angaben zur Präzision, Liste verwendeter Fonts...
Bildbeschreibungselemente: Skalierungs-Modus und -Faktor, Angaben zur Strichstärke und Marken-Größe, Angabe zur Gesamt-Ausdehnung (VDC extend)...
Kontroll-Elemente: weitere Präzisionsangaben, Definition eines Clipping-Rechtecks
Darstellungselemente: eigentliche grafische Informationen.
5 Gruppen von Elementen:
Linienelemente (z.B. polyline, elliptical arc...)
Markenelemente
Textelemente
Füllgebietselemente
Zellmatrix- (Raster-) Elemente

Wegen großer Farb- und Rastertabellen, die explizit mit ins CGM-File mit aufgenommen werden, können schon bei kleinen Zeichnungen sehr große Dateiumfänge entstehen.

5. IGES (Initial Graphics Exchange Standard)
Format für den Austausch zwischen CAD/CAE-Systemen; enthält Produktdaten und Herstellungsinformationen, 2D- und 3D-Zeichnungen, Drahtgitter- und Oberflächenmodelle.
zeilenorientiert, Gruppierungs- und Identifikationsnummern am Ende jeder Zeile. ASCII-Dateien (auch Binärformat möglich); Datei strukturiert in verschiedene Sektionen ähnlich wie bei CGM. Einbeziehung von nicht-geometrischen Elementen: "annotation"-Elemente (Maßhilfslinien etc.), "structure"-Elemente zur Spezifikation der Darstellung.

6. STEP (Standard for the Exchange of Product Model Data):
neues CAD/CAE-Format, das IGES ablösen soll.

 

7. WMF (Windows Metafile Format)

Grafikformat von MS-Windows, Binärdateiformat; enthält Folge von Funktionsaufrufen für das Graphics Device Interface (GDI) von Windows.
Aufbau: Header + beliebige Anzahl von Records, die jeweils eine GDI-Funktion mit den dazugehörigen Parametern enthalten. Ansprechbare Zeichenobjekte: Pens, brushes, bitmaps.

Aufbau des Headers einer WMF-Datei:

1.-2. Byte

Typ

3.-4. Byte

Länge des Headers in words (Byte-Paaren)

5.-6. Byte

Versionsnummer

7.-10. Byte

Länge des Metafiles in words

11.-12. Byte

Zahl der Zeichenobjekte, die in dem Metafile angelegt werden

13.-16. Byte

Länge des längsten Records im Metafile

17.-18. Byte

bleiben leer

Aufbau eines Records:

1.-4. Byte

Länge des Records in words

5.-6. Byte

Nummer der aufgerufenen Funktion

ab 7. Byte

Record-Parameter, für jeden ein word

(nach Pohl & Eriksdottar 1991).

8. Lotus-PIC
binäres Grafikformat von Lotus 1-2-3 und Symphony.
Nur für relativ einfache Linien-, Balken- und Kreisdiagramme konzipiert, daher einfacher Aufbau und leichte Editierungsmöglichkeiten trotz Binärformat.

9. VRML (Virtual Reality Modeling Language)
Sprache zur Beschreibung von (evtl. animierten) 3D-Objekten und -Szenen. Eröffnet Interaktionsmöglichkeiten u. Einbindung von Videos, Bilddaten, Klängen (Multimedialität).
ASCII-Dateien; plattformunabhängig und internetfähig (VRML-Browser als Plugins für Web-Browser).
Dateistruktur: Szenengraph, bestehend aus Header, Kommentaren, Prototypen, Knoten und Routen (zur Ereignisbehandlung).
Die Knoten können Informationen enthalten über: Koordinaten, Materialdaten, Dimensionen von grafischen Primitiven (Quader, Kegel, Zylinder...), Farbe, Texturen, Mengen von Punkten, Lichtquellen, Viewpoint, Sensoren, Transformationen ganzer Gruppen anderer Knoten usw.; Scriptknoten als Schnittstelle zu externen Programmiersprachen.
- näheres später in der Übung -

B. Rasterbasierte Dateiformate

Prinzipieller Aufbau einer Bilddatei in einem Rasterformat (kleinere Abwandlungen je nach gewähltem Format):

(aus Rechner 1999)

1. BMP (Bitmap)
binär codiertes Rasterdaten-Format mit Lauflängencodierung (RLE), weit verbreitet in der Windows-Welt. "Hausformat" von Windows und OS/2.
Nachteil: fast nur auf IBM-kompatiblen Rechnern in Gebrauch.
Aufbau einer BMP-Datei: Header, Info-Teil, Daten.

Aufbau von Header und Info:

Header

2 Byte

"BM"

4 Byte

Datei-Länge in Byte

2 x 2 Byte

reserviert, müssen 0 sein

4 Byte

Offset Datenbereich

Info

4 Byte

Länge in Byte

2 x 4 Byte

Breite / Höhe in Pixel

2 Byte

Farbtiefe

2 Byte

Bit/Pixel (1, 4, 8 oder 24, mit WinNT auch 32)

4 Byte

Kompressionstyp (ohne Kompr. = 0; 1 und 2: zwei verschiedene RLE-Typen)

4 Byte

Bildgröße in Byte

2 x 4 Byte

Auflösung horizontal / vertikal in Pixel/m

2 x 4 Byte

Zahl benutzte / wichtige Farben

Ab Offset 0x36 folgen Daten, und zwar als "RGB-Quad"-Struktur n x 4 Byte (jeweils 1 Byte Rot, Grün, Blau und "reserviert") oder in zwei alternativen Formaten.
(nach Henning 2000)

2. GIF (Graphics Interchange Format)
wurde 1987 von UNISYS und CompuServe definiert; große Verbreitung dank seiner Aufnahme in die HTML-Spezifikation.
Binäres Rastergrafikformat, kann Bilder der max. Größe von 16000 x 16000 Pixel in max. 256 Farben darstellen.
Farben in einer oder mehreren (lokalen) Farbtabellen spezifiziert.
In der Version GIF89a können auch Animationen niedergelegt werden (ein Bild wird nach einer einstellbaren Zeit durch ein anderes ersetzt, welches in der gleichen Datei steht; dafür "Graphics Control Extension Block" GCExt vor jedem Rasterdaten-Block).
Kompression mit LZW (verlustfrei), je nach Bildtyp und -beschaffenheit Kompressionsraten zwischen 20 % und 95 %.
Struktur von GIF-Dateien: Header, Infos, global color map, Extension block, data, Terminations-Marker
(näheres bei Henning 2000, S. 105 ff.).

Nachteile:

Empfehlung: Verwenden Sie dieses Format für die Darstellung von Logos und Zeichnungen mit weniger als 256 Farben im Internet.

3. TIFF (Tagged Image File Format)
binäres Bilddatenformat, entw. 1980 von der Aldus Corp. in Zusammenarbeit mit HP und Microsoft. Erlaubt verschiedene Farbtiefen und Komprimierungsalgorithmen. Komplizierter, aber zugleich universeller als andere Raster-Formate. Verwendung beim Fax.

Aufbau: geschachtelte Struktur.
Header, Infos, verkettete Liste von Image File Directories (IFDs) mit Zeigern auf die eigentlichen Daten. Zeiger sind enthalten in 12-Byte-"tag"-Strukturen, die auch Informationen über Größe u. Auflösung der Bilder enthalten.
Farbtiefe: 1-32 Bit RGB oder 1-48 Bit CMYK (Tiefe über 24 bzw. 32 für Tonwertkorrekturen).
Komprimierung: RLE, LZW, CCIT, Packed Bits (oder keine).
Empfehlung: mit LZW komprimieren, da so die Kompatibilität am höchsten. Raten zwischen 20 und 60 % (verlustfrei).

Vorteile:

Nachteile:

Empfehlung: bei Verwendung zum Datenaustausch vorher klären, ob das Programm auf der Empfängerseite die Dateien fehlerfrei öffnen kann; ggf. die unkomprimierte Version wählen.

 

4. IFF (Interchange File Format)
eingeführt von Electronic Arts 1985. Aufbau: Einteilung in einzelne Chunks, welche die Daten beinhalten.
Vorteil: Einbeziehung von Multimedia-Daten möglich (Video, Audio, MIDI).
Verwandtes Format:
RIFF (Resource Interchange File Format) von Microsoft.

5. PBM (Public Bitmap)
ASCII-Format, entw. 1991 von Jeff Poskanzer. Keine Datenkompression, kein Alphakanal, sehr große Dateien.
Auf allen Systemen kostenlos erhältlich.
3 Varianten:

Für jedes der 3 Grundformate gibt es auch die Möglichkeit der binären Codierung.
Datenstruktur für PBM-Dateien:

Zeile

Inhalt

1

Text "P1" | "P2" | "P3" | "P4" | "P5" | "P6"

2

Breite, Höhe in Pixel

3

Farbtiefe in Bit (außer bei s/w-Bildern)

ab 4

Daten ASCII bei P1,...P3; binär bei P4,..., P6.
ASCII darf beliebig viele Leerzeichen beinhalten.

6. XBM (X Bitmap) und XPM (X Pixmap)
Grafikdatenformate aus dem unter Unix verbreiteten Fenstersystem X11. Verwendung vor allem für Cursor- und Icon-Bitmaps.
Aufbau: C-Quellcode (Konstantendefinitionen und Deklarationen).

7. PNG (Portable Network Graphics)
propagiertes "Nachfolge-Format" von GIF, LZW-ähnliche Kompression, max. 48 Bit Farbtiefe. Entw. von Boutell & Lane 1997, lizenzfrei.

 

8. JFIF (JPEG-File Interchange Format),
besser bekannt unter den Kürzeln JPEG (Joint Photographers Expert Group) oder JPG, die aber eigentlich die Organisation abkürzen. Entw. 1991-1993, standardisiert von der CCITT (ISO-10918).
Universelles Austauschformat zwischen fast allen Plattformen und Anwendungen, Verbreitung im Web.
Einsatz: Weitergabe von großen Bilddateien, insbes. Fotos.
Hohe Kompressionsraten, jedoch oft mit Informationsverlust erkauft.

JPEG-Kompressionsverfahren
(werden für jeden der 3 Farbkanäle separat durchgeführt):

1. Verlustfreie Variante
Differenzverfahren: die einzelnen Pixel werden aus Nachbarpixeln vorhergesagt nach 1 von 7 möglichen Algorithmen.
Auswahl des Algorithmus, welcher die beste Vorhersage liefert.
Ausgabe-Datenstrom: Nummer des gewählten Algorithmus und Differenz zwischen Vorhersage- u. tatsächl. Datenwert.
Þ Differenzwerte häufig 0 Þ effiziente Kompression mittels Huffman-Codierung oder einer arithm. Codierung.
Einsparungen bis ca. 50 %.

2. Verlustbehaftete Variante
Verfahren in mehreren Schritten.
Grundidee: spezielle Fourier-Transformation (diskrete Kosinus-Transformation), d.h. Übersetzung der Bildinformation in den Frequenzraum. Anschließende Quantisierung (Rundung der Fourier-Koeffizienten)
Þ Unterdrückung der hochfrequenten (feineren) Details des Bildes. Visuelle Wahrnehmung (bes. bei Internet-Seiten) "merkt" diese Vergröberung nicht.
Kompressionsgrad (bzw. Qualitätsgrad) kann vom Benutzer vorgegeben werden.

Schritte bei der verlustbehafteten JPEG-Kompression:
(a) Wechsel des Farbmodells von RGB nach YIQ, dabei Farb-Subsampling (s.o.). Ergebnis: 3 Teilbilder ("Scans").
Grund für Wechsel der Farben-Basis: Helligkeitsinformation (Luminanz) steckt im RGB-Modell in jeder Komponente, im YIQ- (oder im YUV-) Modell nur in der Y-Komponente. Diese wird mit voller Auflösung gespeichert, die anderen beiden Komponenten nur mit halber Auflösung.
Ferner: Regionen mit gleicher Helligkeit (Y) sind häufiger als Regionen mit gleichen RGB-Werten
Þ stärkere Kompression möglich.

(nach Rechner 1999)

Jeder Scan wird jetzt separat weiterbehandelt.

(b) Transformation mit DCT (diskrete Kosinus-Transformation)
bijektive Abbildung in den Frequenzraum (verlustfrei).
Bildinformation als Überlagerung von Kosinus-Wellen, gespeichert werden die Koeffizienten der Frequenz-Anteile.

1. Schritt: Zerlegung in 8 x 8 - Pixelblöcke. (größere Blöcke zu rechenzeitintensiv.)
2. Schritt: Anwendung der DCT auf jeden Block.
Seien i und j die Positionen der Helligkeitswerte f(i, j) im betrachteten Block; u, v die Positionen der Werte F(u, v) in der Zielbitmap (die Frequenzen steigen mit u und v):

Ergebnis: Überlagerung von 64 Grundfunktionen, die jeweils verschieden stark gewichtet werden. 8 x 8 - Block von Koeffizienten für diese Grundfunktionen.

Kästchen (0; 0): niederfrequentester Anteil ("Gleichstrom"; "DC coefficient"), hier wird der Mittelwert der Block-Helligkeit abgelegt.
x-Richtung: höhere Frequ. der horizontal überlagerten Kosinus-Welle, y-Richtung: entspr. für vertikale Welle. Koeffizienten der Felder ungleich (0; 0): "AC coefficients". Sind alle 0 bei homogenen Blöcken
Þ hohe Kompression möglich.

(c) Quantisierung (Löschung von Information!)
Ganzzahlige Division der Koeffizienten F(u, v) durch vorgegebene Zahl q(u, v) (für alle gleich oder aus Tabelle, die mitübertragen wird):

F '(u, v) = int (F(u, v) / q(u, v))

dadurch kontrollierte Beseitigung hochfrequenter Anteile.

(d) Codierung mit erneuter verlustfreier Kompression
für die DC-Koeffizienten: Differenzverfahren (s.o., verlustfreie Variante der JPEG-Kompression)
für die AC-Koeffizienten:
Zick-Zack-Serialisierung,

Ergebnis: 1 x 64 - Vektor, hochfreq. Anteile unten;
anschließende Lauflängen-Codierung, gefolgt von statistikbasierter Codierung (Huffman oder arithmetisch).

Progressiver Modus (approximative Übertragung mit sukzessiver Verfeinerung, wichtig beim Aufbau von Webseiten):
zuerst die DC-Koeffizienten (
Þ 8 x 8 - Blockgrafik), dann die niederfrequenten AC-Koeffizienten, dann die hochfrequenten.

Anwendungsbeispiel:
Originalabbildung: Screenshot von SGI-Workstation (RGB-Format, Originaldatei 352 K, war aber bereits ein Bild aus dem Web).

JPEG, verlustfrei komprimiert:
123 K

JPEG, Qualitätsfaktor 75 %:
30,6 K

JPEG, Qual.faktor 50 %:
20,7 K

JPEG, Qual.faktor 25 %:
13,3 K

JPEG, Qual.faktor 10 %:
7,4 K

JPEG, Qual.faktor 5 %:
4,9 K

weiteres Beispiel:

Detail-Ausschnitt zeigt "Halos" im dunklen Weltraum.
(aus Rechner 1999).

Verlustbehaftete JPEG-Kompression gut geeignet für Fotos, besonders bei Verwendung fürs Internet (wo Darstellung auf dem Bildschirm sowieso Details verkleinert) und für realistische Farbdarstellung.
Schwächen bei Bildern mit scharfen Kontrasten und Kanten, bei künstlichen Bildern, Texten, detail-sensitiven Daten (z.B. medizinische Bilddaten).

Dateiformat JFIF (selbes für verlustfreie und verlustbehaftete JPEG-Kompression):
Header, dann die 3 Scans hintereinander (jeweils mit Scan-Header), Blöcke: entsprechen den 8 x 8 - Makroblöcken.
Näheres bei Henning 2000, S. 119.

neues Dateiformat, soll evtl. JFIF ablösen: SPIFF.

neues Kompressionsverfahren: Wavelet-Zerlegung anstelle der DCT (Þ höhere Bildqualität). Wavelets: verschiedene Wellenformen anstelle von Sinus/Kosinus. Originalbild wird in Wavelet-Koeffizienten umgewandelt. D.h.: hoch- und tiefpassgefilterte Anteile, die weiter zerlegt werden können.


(aus Pichler 1998).

 

Übersicht zu neueren Grafikformaten zur Darstellung von Grafiken im WWW (aus Ansorg 2001):


Es gibt weitere rasterbasierte Grafikformate, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll:

 

Konvertierungssoftware:

 

Letzte Änderungen: 24. Oktober 2001.